punktbar-Designerin Sylvia Herrmann über grafische Gestaltung
Sylvia, was bedeutet Design für dich?
Für mich als Grafikerin bedeutet Design eine einheitliche Optik. Bei einem guten Design passt alles zueinander und die Elemente werden sofort als zusammengehörig erkannt. Platt gesagt: Du kannst nicht eine Visitenkarte grün machen, den Briefblock orange und die Webseite grün. Ein Unternehmen wird erst durch sein Design sichtbar – da ist ein starker Wiedererkennungswert das A und O. Das Ganze muss natürlich zum Inhalt deiner Marke passen: Wenn du Kinderspielzeug bewirbst, dann designe bitte nicht in Schwarz-Weiß.
Was designst du bei punktbar?
Die Benutzeroberflächen von Webseiten und Apps – und im Printbereich alles, was du willst! Zum Beispiel Visitenkarten, Briefbögen, Flyer, Sticker, Fassadenbeschriftungen, Kaffeetassen, T-Shirts, aber auch ganze Magazine und Infobroschüren, Messestände und Banner für Bühnenshows. Unsere Auftraggeber sind genauso vielfältig: Von Visitenkarten für einen Tätowierer bis hin zu einem Logo für eine Kirchengemeinde haben wir schon alles gemacht.
Machst du das alles alleine?
Wir sind mehrere Designerinnen im Team, sodass immer jemand da ist, der mal kurz auf deinen Entwurf schaut. Bei der kreativen Arbeit ist es sehr hilfreich, wenn du zwischendurch deine Kolleginnen fragen kannst, was sie denken. Außerdem ist gute Absprache mit den Auftraggebern Gold wert – dann nähert man sich zügig dem gemeinsamen Ziel.
Wenn du ein neues Design entwirfst – wie gehst du vor?
Als erstes suche ich mir Inspiration. Als ich beispielsweise die Plakate für die Musiknacht in Essen-Rüttenscheid entwerfen sollte, habe ich mir als erstes angeschaut, wie die Logos und Gestaltungskonzepte von den Musiknächten in anderen Städten aussehen. Ich recherchiere auch bei Google und in Bildergalerien, sammle alles und picke mir schließlich die Elemente heraus, die mich am meisten ansprechen. Vor der eigentlichen Gestaltung liegt also viel Recherche. Manchmal habe ich auch schon vorher ein ungefähres Bild im Kopf, das ich auf diese Weise konkretisieren kann.
Du klaust also bei anderen?
So kannst du das ruhig nennen! Es gibt nichts, was es nicht schon gibt – daraus kannst du neue Kombinationen entwickeln. Das ist ähnlich wie beim Komponieren von Musik: Auch da ist es schwierig, etwas ganz Neues zu erfinden. Aber du kannst dich inspirieren lassen und Ideen weiterdenken, bis etwas Eigenes entsteht.
Was macht ein Design spannend?
Die Liebe zum Detail. Vermeintliche Kleinigkeiten können einen großen Unterschied machen. Manchmal wirkt ein Element im Design komplett anders, je nachdem, ob es drei oder fünf Millimeter Abstand zum Rand hat. Bei Formen ist es dasselbe: Wenn du zwei Kreise nebeneinander setzt, achte darauf, dass sie sich in der Größe eindeutig voneinander absetzen. Wenn sie fast gleich groß sind, wirkt das wie ein Fehler. Natürlich kannst du auch absichtlich gegen Designregeln verstoßen – das sollte aber immer bewusst geschehen.
Worauf achtest du bei Schrift?
Ich bin bei allem, was mit Typografie zu tun hat, sehr genau: Welchen Abstand zum Rand braucht ein Text? Wie breit sind die Leerzeichen? Welche Schriftart ist optimal? Es gibt Regeln, die du als Designerin beachten solltest, damit das Gesamtkonzept am Ende gut aussieht. Diese Feinarbeit dauert – aber sie lohnt sich. So wird ein Text am Ende gut lesbar.
Welche Rolle spielen Farben?
Jede Farbe steht für etwas: Grün zum Beispiel für Wachstum und Erfolg. Blau symbolisiert Wissenschaft und Genauigkeit – du findest Blau daher oft bei Unis. Wenn du mehrere Farben in bestimmten Gewichtungen anwendest, kannst du damit Emotionen und Assoziationen wecken. Bei Typografie arbeite ich persönlich gerne mit der Farbe Grau, weil sie nicht so hart und kontrastreich ist wie Schwarz. Aber meine persönlichen Vorlieben ändern sich auch immer mal.
Was ist dir persönlich beim Designen wichtig?
Es reicht mir nicht, wenn es am Ende schön aussieht. Ich bin da sehr rational: Designs müssen auch verständlich und übersichtlich sein. Für mich ist ein gelungenes Design ein lesbares Design.
Was gefällt dir gar nicht?
Am schlimmsten sind Pizza-Flyer! Ich habe noch keinen einzigen gesehen, der nicht überladen und chaotisch war. Da ist alles vollgestopft mit Bildern und unterschiedlichen Schriften – statt 20 kleiner Pizzen sollte lieber eine einzige abgebildet sein, die dafür richtig gut aussieht.
Dein Tipp für Design-Anfänger?
Schau immer, was die Konkurrenz so macht – damit du nicht aus Versehen fast dasselbe Logo entwirfst, das jemand anders in der Branche schon hat. Außerdem finde ich es wichtig, sich mit theoretischen Hintergründen zu beschäftigen. Design – vor allem Kommunikationsdesign – ist keine Kunst, sondern arbeitet mit Regeln: Manches funktioniert, anderes nicht. Diese Regeln sind die Grundlage für die Kreativität.
Kann ich mich direkt an euch wenden, wenn ich bei punktbar ein Design in Auftrag geben will?
Klar, schreib einfach eine Mail an denise.nelle@punktbar.de oder nutze unser Kontaktformular. ->Käffchen?